3 Märchen über die Single Footing Horses
Je mehr Single Footing Horses nach Europa kommen und je mehr Begeisterte es gibt, um so mehr fallen selbsternannte Experten vom Himmel. Besonders spannend ist es dort, wo die "Fachexpertise" umso größer wird, je mehr man Konkurrenz fürchtet oder sich Nutzen von dem Hype für die eigene Rasse verspricht oder gar Beides. Wir freuen uns natürlich, dass die Rasse auf so ein grosses Interesse stösst aber es wäre doch schön, wenn die "Experten" zumindest erst mal einen Single Footer Probereiten, bevor sie Meinungen veröffentlichen.
Der SHOBA Europa und der SSHARB ist das Konkurrenzdenken fern, denn im Fokus der Organisationen steht der Spaß an allen Gangpferden und fairer Umgang.
Um dem großen Interesse an der Rasse gerecht zu werden, bemüht sich die SHOBA Europa als Europäische Dependence für die Besitzer und Züchter von Single Footing Horses und natürlich allen Interessierten ständig, allen europäischen Interessierten auf deutsch und englisch für Informationen zur Verfügung zu stehen und ist immer bemüht, Informationen weiterzugeben. Leider sind diese nämlich im Internet nicht oder nur sehr unzureichend verfügbar und es ist ein enger Austausch mit den amerikanischen Organisationen der SHOBA und RHBAA sowie den amerikanischen Züchtern notwendig, um einen umfassenden und korrekten Überblick über die Rasse zu erhalten.
Aktuell kursieren ein paar Gerüchte, daher wollen wir mit den 3 größten Fehlinformationen aufräumen:
1. "Die Single Footer oder Speed Racker sind keine Rasse".
Die Single Footer (Eintragung bei der SHOBA) als auch die Speed Racker (Eintragung bei RHBAA) werden bei Registrierung per DNA getestet, sie werden in einem Zuchtbuch geführt und die Nachkommen können per DNA Prüfung eingetragen werden. Sie bekommen Papiere, mit denen das Pferd eindeutig identifizierbar ist. Die Single Footing Horses sind bei der FN als Rasse geführt. Spätestens aus der deutschen Warmblutzucht sollte zumindest einem sogenannten Pferde-Fachmenschen bestens vertraut sein, dass verschiedene Rassen verpaart werden können, um eine bestimmte Eigenschaft herauszuzüchten und es sich bei dem Produkt dennoch um eine eigenständige RASSE handelt. Man denke nur an den Zweibrücker, Hannoveraner u.v.m. Vielmehr ist es Zucht mit offenen Zuchtbüchern und somit viel mehr eine Zucht im eigentlichen Sinne wie es sie bei geschlossenen Zuchtbüchern gar nicht mehr gibt.
Wen es interessiert, der kann es gerne bei der FN nachlesen: Aus den "Grundsätzen der FN-angeschlossenen Züchtervereinigungen gemäß Entscheidung92/353/EWG": ...Folgende RASSEN sind zugelassen:
... • Missouri-Foxtrotter • Morgan • North American Single Footing Horse • Namibia Warmblut • Nederlands Appaloosa Pony • Nederlands Mini Paarden • Nederlands Welsh Ridepony..."
2. "Die deutschen Traber sind Single Footer"
Ein deutscher Traber mag Standardbred Blut führen aber zum einen ist der deutsche Traber deshalb kein American Standardbred (auch ein Edelbluthaflinger ist kein Araber, trotz Araberblut) und auch nicht jeder reine Standardbred ist zwangsläufig ein Single Footer. Das amerikanische Standardbred, in Amerika gezüchtet, wird seither auch auf Passrennen gezüchtet. Er weist daher eine außerordentlich gute, natürliche Gangveranlagung auf, da der Pass erwünschte Gangart der Rasse ist, entgegen zum deutschen Traber, bei dem Zuchtziel ist, den Pass oder Tölt möglichst zu eliminieren und den Trab zu verstärken. Der deutsche Traber wird nicht als Reitpferd gezüchtet. Die Kriterien der SHOBA sind scharf und nur ein geringer Bruchteil selbst der reinen American Standardbreds schafft die Qualifizierung zum Single Footer.
Der Single Footer ist ein Pferd, das in der Beschleunigung im Renntölt nur noch mit einem Fuss auffust. Als Single Footer kann eingetragen werden, wer sich per durchaus scharfer Beurteilung qualifiziert oder per Pedigree, weil beide Eltern Single Footer sich bereits als Single Footer qualifiziert haben oder per Pedigree eingetragen wurden. In den aller meisten Fällen, werden die Pferde schon seit vielen Generationen auf den Single Foot und zum alltagstauglichen, nervenstarken Familien- und Geländepferd gezüchtet und wenn nicht, müssen sie dies eben erst unter Beweis stellen, bevor sie eingetragen werden. Dazu gehört z.B. neben dem Gang, die Prüfung der Hufe auf die Art des Beschlags sowie wie sich das Pferd händeln lässt, vom Hufe geben über Satteln, Reiten, Beschleunigen und Abbremsen. Manipulierende Beschläge oder Hilfsmittel sind nicht erlaubt. Gezielt wird auf ein gutes Gemüt selektiert und nicht wenig Pferde bestehen die Qualifikation nicht.
Wir haben die Hauptunterscheidungsmerkmale hier nochmal zusammengestellt.
Der Single Footer ist:
- deutlich zierlicher und kleiner (in der Regel 1,48m bis maximal 1,56m)
- typisches Gebäude eines Gangpferdes mit guter Hankenbiegung, abfallender Kruppe, kurzem Rücken und schräger Schulter
- ansprechende Optik mit feinem Kopf, viel Behang und oft in Sonderfarben
- Natürliche Veranlagung zum Tölt und meist auch zu Pass und Walk, die Gänge sind leicht und ohne Hilfsmittel zu reiten
- Sehr ausgeglichenes Gemüt, freundlich, genügsam, immer einfach zu regulieren/nicht heiss
Übrigens sind neben den Islandreitern die Traberbesitzer oder ehemalige Traberbesitzer die Hauptinteressenten an der Rasse der Single Footer, da sie zwar einen grossen, flotten und belastbaren Tölter schätzen aber über den Dauerkämpfen mit ihren töltenden Trabern resigniert haben.
3. "Diese Geschwindigkeit kann man in Deutschland ja eh nicht reiten"
Die Single Footer sind in den letzten 20 Jahren wie kaum eine andere töltende Rasse in Europa, für das Gelände und auf Alltagstauglichkeit gezüchtet. In erster Linie sind es anspruchslose, freundliche, entspannte und leichtrittige Gangpferde für das Gelände. Sie können einen fleißigen Schritt und einen versammelten Tölt gehen. Viele sind sogar wahre Tausendsassa und zeigen neben dem Tölt auch Flat Walk, Running Walk, einen raumgreifenden, ausdrucksstarken Trab und einen netten Galopp, wobei der Galopp in der Regel nicht sehr gesprungen ist. Der Speed Rack oder Single Foot ist nur das Sahnehäubchen: Der Kick Down beim Sportwagen mit Spaßgarantie. Durch die feine Regulierbarkeit bleibt es dem Reiter überlassen, ob er diesen voll auslebt oder nur zum Teil, was selbst bei mittlerer Geschwindigkeit, die man auf jeder Geländestrecke gehen kann, begeistert.
Vergleichbar ist der Single Footer wohl am ehesten mit dem Isländer, wobei der Single Footer nicht in den Tölt oder Pass "gelegt" wird. Ich habe noch nie gehört, dass der Isländer für Europa nicht geeignet wäre, weil er Rennpass kann, der in den Spitzen durchaus mit der Geschwindigkeit des Renntölts (Speed Rack) eines Single Footers vergleichbar ist :).
Zum Abschluss teilen wir hier mit Euch nochmal ein Rasseportrait der SHOBA Europa und laden Euch gerne ein, Euch bei uns zur Rasse zu informieren:
Das Single Footing Horse - Der Ferrari unter den Gangpferden
Geschichte
Die Rasse der Single Footing Horses - oft gleichgesetzt mit den Speed Racking Horses – gibt es entgegen der in Europa weitläufig verbreiteten Meinung, schon seit mehr als 60 Jahren. Einer der Hengste, der die heutige Zucht am meisten geprägt hat, ist EZD Falcon Rowdy. Ein gerade mal 1,44m großer Hengst, aus der seltenen Linie der „Kentucky Walker“, eine töltende Kreuzung, weitestgehend aus Morgan und Arab, die in den 30er Jahren fast ausgestorben war. Sie verfügten über einen weichen 4-Schlag Arbeits-Gang mit einer Geschwindigkeit bis 24 kmh. Falcon Rowdy, der unverkennbar auch Standardbred-Blut trug, wurde berühmt da er der Legende nach diesen Gang im „Single Foot“ bis zu einer Maximalgeschwindigkeit von angeblich 51 mph steigern konnte. Er wurde damals als das weltweit schnellste Pferd der Welt bekannt, als ein Tierarzt, begeistert von seiner Gangmechanik, diese ausgiebig studierte und dokumentierte. Ein weiterer Gründungsvater der Single Footing Horses war Coral LaCe, ein Largo Paso Fino, (geb. 1964), der allerdings in der heutigen Zucht kaum noch eine Rolle spielt. Aus der Begeisterung für die zähen, belastbaren, nervenstarken und schnellen Tölter, entstand die gezielte Zucht auf den Single Foot. Wichtig war ein alltagstaugliches, ausdauerndes Gebrauchspferd für die ganze Familie, das sowohl stundenlange
Geländeritte meistert als auch im bequemen Speed Tölt davonbraust.
Rassemerkmale
Die Zuchtbücher sind bis heute offen. Die Rasse definiert sich über den Gang. Hierfür wurden verschiedene Gangpferde Rassen miteinander gekreuzt vom töltenden Standardbred über töltende Tennessee Walker, töltende Morgan und Spotted Saddle Horses und so das Gangbild über Generationen perfektioniert. Seltener sind auch Saddler oder Pasos in den Stammbäumen zu finden. Von einem gemütlichen 4-Schlag Arbeitsgang, soll das Pferd bei einem ausgeglichenen Temperament bis zu einem Renntölt beschleunigen können, bei dem nur noch ein Huf auffusst – oft bis 50 kmh. Dabei darf der Gang nicht zu einem Galopp, Trab oder Pass gebrochen werden. Je nach Zuchtrichtung, den verwendeten Rasseeinschlägen und Geschmack, unterscheidet sich der Gang dahingehend wie stark er genetisch fixiert ist, sprich wie viel Naturtölt vorhanden ist und ob das Pferd eher zum Pass oder Trab tendiert oder wie man in den USA sagt „square“ ist, also weder in die eine, noch in die andere Richtung verschiebt. Besonders beliebt sind interessanter Weise nicht die „square“-Pferde, sondern die Standardbred-Trotter Einschläge, da diese dafür bekannt sind, die höchste Geschwindigkeit im Tölt zu zeigen, ohne den Gang zu brechen.
Sie unterscheiden sich jedoch von der Standardbred Zucht für die Rennbahn, da sie seit vielen Generationen als Reitpferd gezüchtet wurden und insofern nicht nur das Gemüt, sondern auch das zum Reiten geeignete Gebäude, eine maßgebliche Rolle spielt. Neben Schubkraft wurde auch die Tragkraft verstärkt. Heute ist oft nicht nur der reine (Tölt-) Renntyp gefragt, sondern der bewegungsstarke Typ wird immer beliebter. Durch die offenen Zuchtbücher ist die äußere Erscheinung sehr unterschiedlich. Alle Farben und eine große Diversität an Exterieur, vom flashy Pferd mit viel Ästhetik, Behang und Farbe bis zum typisch braunen Standardbred-Look, kommen vor. Dabei ähnelt das Exterieur nie dem Warmbluttyp, den wir teils vom deutschen Traber kennen, sondern die Single Footer kommen deutlich feiner und meist auch kleiner daher. Die Größe kann stark variieren, wobei sie in der Regel zwischen 1,50-1,56m liegt. Allen gemeinsam ist ein kurzer Rücken, ein sehr athletischer Körperbau mit sehr großem Röhrbeinumfang und großen, harten Hufen. Die Hinterhand ist äußerst gut bemuskelt, die Kruppe schräg und lang mit tief angesetztem Schweif und manchmal etwas überbaut. Im Gegensatz zum typischen Standardbred der Rennbahnzucht, weisen sie meist eine ausgeprägtere Hankenbiegung auf, die Gelenke sind stark. Der Single Footer ist in der Entwicklung frühreif.
Single Foot und Speed Rack – Alles das Selbe?
Da streiten sich selbst in den USA die Geister. In erster Linie ist es weniger eine Frage des Rassemerkmals als eine Glaubens- und Sympathiefrage, geprägt durch die Organisationen SHOBA und RHBAA. Die Kriterien der SHOBA sind schärfer, da die Pferde ohne Gewichte barfuß oder maximal mit 3/8 x 3/4 beschlagen sein dürfen und bspw. Eine Passverschiebung viel weniger toleriert wird, der Single Foot ist maßgeblich.
as heißt aber nicht zwangsläufig, dass die RHBAA-Pferde die schlechteren Pferde sind. Ich persönlich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass eine SHOBA Registrierung durch Qualifikation ein gewisses Qualitätsmerkmal darstellen kann, allerdings gibt auch eine Vielzahl außerordentlich guter RHBAA Pferde und sogar eine Masse von Pferden die gar nicht eingetragen ist und dennoch mehrfache Champions sind und produziert haben und jederzeit vollkommen problemlos registriert werden könnten. Die Papiere spielen eine deutlich untergeordnetere Rolle als in Deutschland und viele, selbst über Jahrzehnte etablierte Züchter mit Top-Zuchtqualität, tragen kein einziges Pferd ein. Oft passiert das erst bei Verkauf ins Ausland.
Generell kann man sagen, dass jeder Single Footer ein Speed Racker ist, da Single Foot immer erst im beschleunigten Tölt zu sehen ist, aber nicht jeder Speed Racker ist ein Single Footer.
Was ist das besondere an den Single Footern?
Wer Gangpferde mag, wird Single Footer lieben. Sie decken auch den größeren Reiter gut ab. Sie sind leistungsbereit, ausdauernd, belastbar, nervenstark, sensibel dem Menschen zugewandt, immer regulierbar und beim Reiter und dennoch mit angenehmen Vorwärtsdrang. Sie bieten einen wahnsinnigen Abwechlungs-reichtum, vom kinderleicht zu töltenden Dreigänger bis zum 7-Gänger, als reines Freizeitpferd ebenso nutzbar wie als gehobenes Sportpferd und wenn man einfach ein Spaßpferd sucht, ist der Speed Tölt wie der Kick-Down beim Sportwagen und man vergisst alles um sich herum, wenn man dahingleitet wie im Flug und nur noch den Wind in den Ohren brausen hört.